Adrian Williams

 

Session

 

In ihrer Arbeit legt Adrian Williams die Beschaffenheit als Konstruktion von Narrationen frei. Williams Kurzgeschichten werden oft vor dem Publikum entwickelt und bestehen nicht ausschließlich aus gesprochenen und geschriebenen Wörtern, sondern auch aus Räumen und Klängen. In Zusammenarbeit mit MusikerInnen, SchauspielerInnen, KomponistInnen und ChoreographInnen baut sie eine Bühne und schafft eine Struktur, die Improvisation auf beiden Seiten, dem Publikum und dem Performer, möglich  macht.

 

Für das FdjT präsentiert Williams »Session«. Dieses zweistündige Improvisationsstück ist der zweite von zwei Workshops, die von der Künstlerin in Zusammenarbeit mit ihrem langjährigen Kollaborateur und Komponisten Theodor Köhler und der Choreographin Allison Brown geleitet wird. Der erste Workshop, der am 12. September stattfand, begann mit der Erkundung eines direkten Dialoges zwischen dem menschlichen Körper und den Körpern von Streichinstrumenten. Angeleitet, nur einen Teil ihres Körpers zu benutzen, schufen die Performer einen »body score«, der zugleich wiederum von Musikern in Sound übersetzt wurde. Diese Erfahrung, den Körper als Werkzeug zur Klangerzeugung zu nutzen, wird als öffentliche Performance beim FdjT weiterentwickelt.

 

 

Anders als ein traditioneller »Score«, der oft als Apparat für Genauigkeit benutzt wird, ist ein Körperscore flexibel und formbar, der Körperscore kann selber zuhören. In »Session« wird dem »Score« die Freiheit gegeben, eigenständig zu reagieren, sich in Beziehung zu setzen und zu handeln. Durch diesen Prozess wir die Interpretation in den Vordergrund gerückt; eher spielerisch, den Prozess der Narration darstellend, als das Erzählen einer geschlossenen Geschichte.

 

Text: Clare Molloy

 

Adrian Williams (1979, Portland, US) 
lebt und arbeitet in Frankfurt am Main, DE

 

  • Samstag 20., 13:00 bis 15:00

Anna Susanna Woof-Dwight

 

Anna Susanna Woof-Dwight arbeitet in den Bereichen Performance und Malerei. Ihr Zugang zur Malerei ist fühlbar von ihrem Hintergrund als Tänzerin beeinflusst.

 

In der für das FdjT entstandenden Serie von Malereien werden Fragen der »Ununterscheidbarkeit, kontextgeprägten Bedeutung, Exklusion, Inklusion und Grenzfälle
bildlich dargestellt.

 

Die erste malerische Ebene bilden Pigmente auf roher Leinwand, die Figuren und Gesichter mit »soziologischen Implikationen« darstellen. Diese Ebene wird von grundierten Flächen überlagert, die Wolkenformationen darstellen. Die Wolken, ausgeführt in Ölfarben auf Eiemulsion, erkunden eine unentwirrbare Konfusion von Vorder und Hintergrund. Ob Formen nah oder fern, zusammenhängend oder unzusammenhängend sind, ist nicht erkennbar. Während die reduzierte, figurative Zeichensetzung der ersten Ebene bestimmte kontextbezogene Illustrationen zeigt, sehen Wolken wie viele verschiedene Dinge aus.

 

Die Malereien werden beim Festival nicht physisch präsent sein.

 

Text: Anna Susanna Woof-Dwight

 

Anna Susanna Woof-Dwight (1990, Newcastle, UK)
Städelschule Frankfurt am Main

 

Annegret Schlegel

 

Pretend to Work

 

Annegret Schlegels künstlerisches Interesse gilt der Reflektion über Prozesse und inhaltliche Projek-tionen, die sich auch in ihrem Projekt »Pretend to Work« wiederspiegeln. Mit der Doppeldeutigkeit des englischen Ausdrucks »to work«, der sowohl arbeiten, als auch funktionieren bedeuten kann, stellt Schlegel Fragen über den Prozess des Arbeitens.

 

Während des FdjT wird eine Installation der Künstlerin zu sehen sein, deren Ausgangspunkt eine in der Vorbereitung entstandene Videoarbeit darstellt. Die Blackbox des Frankfurt Labs hat Schlegel mit Hilfe eines 3D-Programms virtuell nachgebaut, um dann beide Räume – den realen sowie den virtuellen - per Kamerafahrt zu filmen. Dabei enthalten die Räume identische Objekte, wie beispielsweise eine Kugel oder einen sich drehenden Kubus.Zusammengeführt werden diese beiden Dimensionen, indem der virtuell gebaute Raum nun in den realen Raum projiziert wird, sodass sich diese überlagern. Auch dieser Prozess wird noch einmal gefilmt. Das Ergebnis ist eine 2-Kanal-Videoinstallation, die von einem Text mit dem Titel »Pretend to Work« begleitet wird: »How does it work? It pretends. How does it pretend to work?« Arbeit und Raum werden dabei von Schlegel in Frage gestellt. Sind sie real oder nur vorgetäuscht?

 

Text: Elena Frickmann

 

Annegret Schlegel (1986, Berlin, DE)
Goethe-Universität Frankfurt am Main

 

Bonny Poon

 

Poster for »S N O I T O M E« performance

Poster for »S T C N I T S N I« exhibition

/

heights

 

Vor drei Jahren hat Bonny Poon ihr Projekt »heights« begonnen, das im Jahr 2031 enden wird. Als sie bei einer Plattenfirma in Offenbach arbeitete und Kistenweise Tonträger und Merchandise mit Ibiza-Thematik, Chill Out Musik und Club Hits entdeckte, begann sie sich für den Mythos um die spanische Insel zu interessieren. Denn das Imaginäre, also die materiellen wie auch die vorgestellten Bildwelten, die sich um Ibiza ranken, übersteigt den eigentlichen Ort. Ibiza ist jetzt überall und nirgendwo. »Mythological, ghastly, sad... everybody would say Ibiza doesn’t »exist« »anymore« (…) If it’s apparently dead, now, has it actually ever existed?« (Bonny Poon)

 

Nach mehrwöchigen Aufenthalten auf Ibiza hat sie Gegenstände und Videoaufnahmen gesammelt, aus denen sie wiederum Performances oder filmische Arbeiten entwickelt. Diese Fragmente, Arbeiten und Erfahrungen ergeben mit der Zeit ein Archiv, das Poons Auseinandersetzung mit Themen wie Eskapismus, der Konstruktion von Bildern, Kommodifizierung von Erlebnissen und dem Verständnis von Urlaub als postfordistisches Paradox widerspiegelt. Das Projekt ist auch ein persönliches Experiment. Alleine reisend, begibt sich die Künstlerin in einen ihr wenig vertrauten sozialen Kontext, der gleichermaßen attraktiv und abstoßend auf sie wirkt. »The truth is: I wanted to become everything I saw.« (Bonny Poon)

 

Im Rahmen des FdjT machte Poon eine weitere Reise nach Ibiza, wovon ausgehend sie ihrem andauernden Projekt eine weitere Schicht, ein neues Kapitel hinzufügt.

 

 

Text: Marie Sophie Beckmann

 

Bonny Poon (1987, Vancouver, CA)
Städelschule Frankfurt am Main

 

Poster for »S N O I T O M E« performance, Lokschuppen 3

Poster for »S T C N I T S N I« exhibition, Lokschuppen 3

 

heights

  • Sonntag 21., 14:30

Cally Spooner

workshop mit

Esther Poppe, Laura Brunner, Leonie Martin, Lisa Hopf, Robert Nemec, Pamela Kipp, Rudi Weißbeck, Sebastian Meyer & Sulamith Bereiter

 

Ballad of Bob

 

Cally Spooners Arbeiten bringen die Aktivität und Absurdität von Sprache auf die Bühne. Sie erforscht den Effekt, den Hochleistungsgesellschaften auf die Sprache als ein lebendiges und unbestimmtes Ereignis haben. Der Skandal von Beyonces Playbackauftritt bei Obamas Amtseinführung, die Unaufrichtigkeit von Lance Armstrongs Geständnis bei Oprah Winfrey oder der ausgesprochene »newspeak« U-Turn des britischen Politikers Michael Gove werden als das hervorgehoben, was sie sind: Live gesprochene Schadensbegrenzungen. Diese aufgeladenen Affären der Gegenwart sind das Material für Spooners fortlaufendes Musical »And You Were Wonderful, On Stage«, welches in der Öffentlichkeit entsteht, neu aufbereitet, und schließlich wieder zu ihr zurückgeführt wird.

Im Entstehungsprozess des FdjT wurde Spooner eingeladen, einen zweitägigen Workshop für die Teilnehmer mit Bezügen zu Tanz, Typographie, Film, Musik und Performance zu leiten. Der Workshop untersuchte die Sprache als »score«, der von einem Interview stammt in dem Bob, Angestellter eines Großunternehmens, versucht, seine eigene Geschichte zu erzählen. Da Bob jedoch für einen geschäftlichen Imagefilm interviewt wird, ist seine Sprache fremdgesteuert, manipuliert und vom Interviewer in der Absicht umformuliert, die Authentizität der Marke bestmöglich zu stärken.

Ausgehend von diesem »score« improvisierend, zogen die Teilnehmer des Workshops mithilfe von Zwischenrufen eines Chors, einem existentialistischen Duo, einer verzweifelten Band und eines typographischen »score«, Bob aus diesem Morast, was in der »Ballad of Bob« endete. Während des Festivals wird Bob in einer zwölf Minütigen Improvisation, die von Earle Browns Leitlinien für offene Improvisation inspiriert ist, die Chance gegeben, seine eigene Stimme zu finden.

 

Text: Clare Molloy

 

Cally Spooner (1983, Ascot, UK)
lebt und arbeitet in London, UK

 

 

  • Freitag 19., 22:30

Calori & Maillard

 

L’Oiseau de feu (The Firebird) - A Ballet for Tower Cranes

 

Calori & Maillard stellen in ihren Arbeiten Verbindungen her, zwischen realen und imaginierten Räumen, Plätzen und Geschichten, um die feine Linie zwischen Kunst und Leben zu verwischen und einen Zwischenraum zu erschaffen, der ein Neudenken bekannter Strukturen ermöglicht. 

 

Glänzende Metallarme, drahtig und sperrig bevölkern sie den Himmel. Das Rhein-Main Gebiet weist eine ansteigende Zahl von Baustellen auf, die von emporragenden Kränen besetzt sind und blühenden Wohlstand zum Ausdruck bringen. Was aber passiert, wenn das Baugelände zur Bühne wird und die Kräne zu Tänzern? Das Künstlerduo Calori & Maillard haben ein Ballett für Turmkräne geschaffen. Der Titel der Arbeit »L’Oiseau de feu (The Firebird). A ballet for tower cranes« verweist auf ein Ballett in zwei Akten mit Musik von Igor Strawinsky nach dem Libretto von Michel Fokine, welches die Geschichte des Prinzen Iwan Zarewitsch erzählt, der dem Feuervogel in den Garten des Zauberers Kastschej folgt. 13 Jungfrauen werden dort gefangen gehalten, Iwan verliebt sich in eine der Frauen. Infolgedessen will der Zauberer den Prinzen töten. In höchster Not ruft Iwan den Feuervogel. Dieser kann Kastschej mit magischer Musik zum Tanzen
zwingen, singt ihn in tiefen Schlaf und befreit so Iwan und die 13 Jungfrauen.

 

Mit Modellnachbauten erklärten Calori & Maillard den Arbeitern die Choreographie, daraufhin wurde eine Kette von Übersetzungen angestoßen – zum einem in verschiedene Sprachen und zum anderen in die richtigen Fachbegriffe – von en face, soutenu und pliés in den geforderten Grad des Kranschwenkens. Der erste Teil, ein Kranen pas de deux am Offenbacher Hafen, ist als Videoarbeit in der Ölhalle zu sehen. Der zweite Teil wird am Maintower in Frankfurt mit sieben Kränen zu sehen sein.

 

Das Ballett konnte durch die freundliche Unterstützung von der Heinz und Gisela Friederichs Stiftung realisiert werden.

 

Text: Marenka Krasomil

 

Letizia Calori (1986, Bologna, IT)
Städelschule Frankfurt am Main

 

Violette Maillard (1984, Bourg La Reine, FR)
Städelschule Frankfurt am Main

 

 

L’Oiseau de feu (The Firebird) - A Ballet for Tower Cranes, Videoarbeit

Ölhalle

 

 

L’Oiseau de feu (The Firebird) - A Ballet for Tower Cranes, Performance

Maintor Frankfurt

  • Samstag 20., 14:00

Carina Premer & Laura Eggert

 

Superpositionsprinzip

 

Während sich Laura Eggert mit Poptheorie auseinandersetzt, beschäftigt sich Carina Premer mit experimenteller Musik, insbesondere dem Noise. Was die beiden jedoch verbindet ist ihr Interesse für die Darstellbarkeit und Erfahrbarkeit von Landschaft. Denn ein Landschaftsbild benötigt keine rein visuelle Erfahrung, sondern kann auch mittels einer atmosphärischen Übertragung entstehen. Die neu entstandene Arbeit »Superpositionsprinzip« basiert auf einer intensiven Beschäftigung mit diesem Thema. In ihrer multimedialen Performance entwerfen die beiden Künstlerinnen mit Hilfe von performativen, visuellen und akustischen Elementen eine solche diffuse Atmosphäre. Ausgangspunkt ist Virginia Woolfs Roman »The Waves«, aus dem sie mit Hilfe von John Cages Score »___, ___ ___ circus on ___« einen assoziativen Text entwickelten. Dieser vermischt sich mit dem von Synthesizern erzeugten Sound, dem Klang von Streichinstrumenten, aber auch vor Ort entstehenden Soundaufnahmen des Außenraumes und entwirft einen dichten, dissonanten Klangteppich. Dessen An- und Abschwellen erinnert an die kontinuierliche Bewegung des Wassers, die sich auch in den architektonisch-abstrakten Formen der Deckenkonstruktion der EvO-Halle wiederfinden.

 

Doch nicht nur das Auf und Ab der Wellen, sondern vielmehr eine sich in diesem Prozess einstellende Ruhe ist hierbei von Interesse. Ein Ruhepunkt, der sich auch im Tanz der Performer wiederfindet. Es ist der Tanz der Derwische, mit ihrer kontinuierlichen Drehung auf einer Stelle, der ebenfalls einen Ort des Stillstandes in der Bewegung auslotet. Die Kombination der bisweilen entgegengesetzten Elemente lassen im Betrachter das Bild einer utopischen Landschaft entstehen und verwandelt die anfängliche »Soundscape« in eine »Landscape«.

 

Text: Lukas Engert

 

Carina Premer (1988, Augsburg, DE)
Justus-Liebig-Universität Gießen

 

Laura Eggert (1989, Wismar, DE)
Justus-Liebig-Universität Gießen

 

  • Samstag 20., 19:30

Carolin Millner, Daniel Schauf & Nils Wildegans

 

Ohne Titel

 

Die drei KünstlerInnen haben in unterschiedlichen Konstellationen bereits mehrmals zusammen gearbeitet. Carolin Millner ist hauptsächlich als Regisseurin tätig, übernimmt in Gemeinschaftsarbeiten aber auch die Rolle der Akteurin oder Dramaturgin. Nils Wildegans Arbeit umfasst Bühnen- sowie Kostümentwürfe und Lichtkonzepte, er ist im Bereich Ausstattung, Musik und Sounddesign für unterschiedliche Filmprojekte tätig. Seine freien künstlerischen Arbeiten umfassen Rauminstallationen, experimentelle Klangsituationen und interaktive Klangobjekte. Daniel Schauf arbeitet als freier Theatermacher.

 

Ausgangspunkt ihrer gemeinsamen Arbeit sind oftmals Texte. Diese nehmen die drei als Anstoß für Experimente, die den Text weiterentwickeln oder sich gänzlich von ihm entfernen. So auch in dem Projekt, für das sich die Gruppe mit »Der Verwaiser« von Samuel Beckett befasst. Auf der Suche nach weiteren Anknüpfungspunkten und Denkrichtungen landeten sie in der Offenbacher Hafenmeisterei. Als Umschlag- und Lagerplatz für Massengüter und zentrale Koordinatenstelle für das gesamte Hafengeschehen spielte die Hafenmeisterei eine wichtige Rolle - heute ist sie nur noch ein unscheinbares Gebäude. Dort entwickeln Millner, Schauf und Wildegans eine ortspezifische Arbeit, die ebenfalls beinahe unsichtbar bleibt. Sie zeigt sich nur dem, der zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist.

 

 

Text: Marie Sophie Beckmann

 

 

Carolin Millner (1984, Halle an der Saale, DE)
HfMDK Frankfurt am Main

 

Daniel Schauf (1981, Haan, DE)
lebt und arbeitet in Frankfurt am Main, DE

 

Nils Wildegans (1984, Frankfurt am Main, DE)
HfG Offenbach

 

Christopher Weickenmeier & Günter Baumann

 

say never never

 

»draw a line in the sand«
»burn with desire«
»touch and go«
»never say never«

 

44 dieser Handlungsanweisungen verfasste der schottische Künstler Ross Birrell auf Einladung der Kuratorin Roos Gortzak für die Seminargruppe »Track 1« des FdjT. Sein Score »never say never 44 idioms of instruction« besteht aus einer Auflistung einzelner Instruktionen und ist auch eine Auseinandersetzung mit Sprache. Ein Idiom bezeichnet eine eigentümliche Wortverbindung oder eine syntaktische Fügung, seine Gesamtbedeutung lässt sich nicht aus der Einzelbedeutung seiner Wörter ableiten. Ebenso steht es für eine verbindende Sprache innerhalb einer abgegrenzten Gruppe.

 

Im Unterschied zu Robert Barrys Anweisung aus dem Jahr 1969 an die Studierenden der »Projects Class« in Halifax, eine geheime Idee zu entwickeln, die nur innerhalb ihrer Gruppe existent ist, liegen Birrells Instruktionen für das FdjT eine offene Struktur zugrunde. Sein Score besteht vorrangig aus einer formalen Arbeit, unabhängig von der anschließenden Umsetzung der aufgelisteten Anweisungen - »take it or leave it«. In dieser Geste, der geschriebenen Setzung, liegt für Günter Baumann und Christopher Weickenmeier die Essenz seines Scores.

 

Davon ausgehend entwickelten sie ihre Performance »say never never« nach dem score »never say never« von Ross Birrell in Form eines DJ-Sets. Die Songauswahl ist durch die 44 Idiome vorgegeben. Sie entsprechen entweder den Titeln oder erscheinen in den Liedtexten. Durch die Wiederholung der Idiome verweisen Weickenmeier und Baumann zunächst auf die formale Geste, um im zweiten Schritt, gemäß der offenen Struktur, etwas daraus zu produzieren – »change the record«.

 

Text: Marijana Schneider

 

Christopher Weickenmeier (1989, Virginia Beach, US)
Justus-Liebig-Universität Gießen

 

Günter Baumann (1982, Leverkusen, DE)
Justus-Liebig-Universität Gießen

 

 

  • Samstag 20., 23:00

Christopher Weickenmeier, Emmilou Rößling & Günter Baumann

with

Alexander Buers, Benjamin Renner & Leonie Martin

 

Eröffnung: Regatta

 

Das zu Wasser lassen und das wieder Herausnehmen der Modellboote beschreibt die Rahmenhandlung der Performance »Eröffnung: Regatta«. Zusammen bilden die Schiffe eine Regatta, die sich von Punkt A nach Punkt B im Offenbacher Hafenbecken bewegt. Die Zuschauer können das Geschehen entlang des Ufers mitverfolgen. Auf ihrem Weg finden sie Zeichnungen, Verläufe, Karten und Spuren. Als offene Form und zärtliche Geste beschreibt die Gruppe ihren Beitrag für das FdjT. Auf performative Weise zeigen sie eine Reflexion der künstlerischen Praxis der Scores, der Instruktionen und Handlungsanweisungen. Das Verbindende mit den Schiffsmodellbauern ist das Interesse an der Choreografie von Objekten.

 

Text: Marijana Schneider

 

Christopher Weickenmeier (1989, Virginia Beach, US)

Justus-Liebig-Universität Gießen

 

Emmilou Rößling (1991, Berlin, DE)

Justus-Liebig-Universität Gießen & HfMDK Frankfurt am Main

 

Günter Baumann (1982, Leverkusen, DE)
Justus-Liebig-Universität Gießen

 

  • Sonntag 21., 16:15

Dexter Sinister

 

Instruction by Dexter Sinister

 

 

 

 

As a class, devise a new way of counting time. Then, use this system the remainder of the

class.

 

 

 

 

David Reinfurt (1971, Chapel Hill, US)

lebt und arbeitet in New York, US

 

Stuart Bailey (1973, York, UK)

lebt und arbeitet in New York, US

Dominique Koch

 

Instruction by Dominique Koch

 

 

 

TRANSFORMING SPEECH

 

 

Spoken words had been analysed by a software that detects and measures the emotional

conditions within ones voice and describes the act by creating a script out of 13 terms,

which are combined repetitively and in changing intervals.

 

 

STRESSED

HIGHLY STRESSED

EXTREME STRESS

INACCURATE

EXCITED

HIGHLY EXCITED

HIGH TENSION

EXTREME TENSION

HIGH ANTICIPATION

NOT SURE

PROBABLE FALSE

FALSE

TRUTH

 

 

Create a new sequence by combining, repeating or ignoring elements; stop the sequence

when you think that a possible speech act might come to an end; use the new sequence

as a script, translate the terms into another aesthetic form, physically or formally, by

(re)enacting, considering or interpreting the words, thus creating a new imaginary act of

speech, transformed into a new narrative structure, a new aesthetic form.

 

 

 

 

Dominique Koch (1983, Luzern, CH)

lebt und arbeitet in Paris, FR und Basel, CH

Emilia Giudicelli & Samuel Fried

 

I g y o o

 

Émilia Giudicelli, Tänzerin und Performerin, studiert aktuell Choreographie und Performance in Gießen. Samuel Fried ist Pianist, Improvisator und Performer. Zusammen gründeten sie 2012 das Duo Fluoressenz. Ihr gemeinsames Ziel ist es, den Begriff des klassischen Konzertes zu hinterfragen und zu erweitern, wobei die kollektive Intelligenz in der Situation zwischen Performer und Publikum eine besondere Rolle spielt.

 

»I g y o o« ist ein choreographisches Konzert. Mit einem Clavichord, einem Casio und einem Plastikschinken kreieren die beiden Performer aus zunächst ganz harmlos daher kommenden, zwischenmenschlichen Interaktionen eine verstörende Stimmung. Kakophonisch anmutende Laute werden von zierlicher Musik aufgefangen. Sie schleicht sich zart ein und fordert Raum. Anfangs scheint sie die spannungsgeladenen Situationen noch zu entschärfen, doch im Laufe des Stückes wird sie zum Motor und schließlich zum Hauptdarsteller, der die Handlung vorantreibt. Die Musik verführt, doch hinter geschlossener Tür treibt sie ihr eigenes Spiel. Aus Ordnung und Ruhe entwickelt sich ein scheinbares Chaos, das immer wieder innehält, um sich in harmonischen Bildern auszuruhen. Das Casio lockt zum innigen Tanz, das Clavichord zum rhythmischen Stelldichein. Und dazwischen? Ein sauber choreographiertes Möbelrücken, das immer wieder wunderbare skulpturale Momente provoziert.

 

Émilia Giudicelli (1985, Bourg-Saint-Maurice, FR)
Justus-Liebig Universität Gießen

 

Samuel Fried (1983, Baden, CH)
lebt und arbeitet in Bannwill, CH

 

  • Freitag 19., 20:15

Emmilou Rößling

 

schaumamal

 

Die Ausdehnung eines Körpers ist abhängig von drei messbaren Größen: Länge, Breite und Höhe. Seine Bewegung ist gebunden an zwei messbare Dimensionen: Raum und Zeit. Die Transformationsprozesse und Bewegungsmöglichkeiten dieser Gesetzmäßigkeiten erforscht Emmilou Rößling mit ihren Choreografien und Performances. 

 

Wie in den Schaukästen des 18. Jahrhunderts, die durch Grafiken im Innern perspektivische Weite vortäuschten, verwirklicht sie in der 20-minütigen Tanzperformance »schaumamal«, eine visuelle Illusion, eine optische Täuschung, vor den Augen des Betrachters. In einem mit Schaum gefüllten Raum, einer Art Guckkasten, lotet Rößling Wahrnehmungsprozesse von Zwei- und Dreidimensionalität mit ihrem Körper aus. Durch den Schaum bleiben ihre Bewegungen im Verborgenen. Drückt sie den Körper gegen die Glasoberfläche, wird die Bewegung für einen Moment zu einem sichtbaren Abdruck, zur Behauptung einer Fläche. Unterlegt wird die Performance mit einer Soundspur aus gesampelten Tonaufnahmen des Schaums, die in Zusammenarbeit mit dem Musiker Les Isaak entstanden ist. Obwohl die Bedeutungsgeschichte des Schaums weit zurück reicht, interessieren hier vordergründig seine metamorphen Eigenschaften: Er zerfällt, während er als einziger Bestandteil fortdauert. Rößling verfolgt mit dieser fortschreitenden Arbeit das Konzept der Übertragung von Bewegung aus dem Raum auf die Fläche, ohne diesen zeitgebundenen Prozess zu materialisieren. Kann man Schaum hören? Kann man Bewegung in Fläche transformieren? Kann etwas Flüchtiges wie Schaum, Bewegung oder Zeit überhaupt erhalten bleiben? Schau ma mal. 

 

Die Besucher dürfen den Raum nach der Performance betreten

 

Text: Marijana Schneider

 

Emmilou Rößling (1991, Berlin, DE)
Justus-Liebig-Universität Gießen &
HfMDK Frankfurt am Main

 

  • Freitag 19., 21:15

Esther Poppe, Imke Greitzke, Jennifer Gelardo, Julia Eichler, Lilly Lulay & Sven Zedlitz

 

A mode of experimental behavior linked to the condition of urban society: a technique of rapid passage through varied ambiances

 

Die Zusammenarbeit der sechs Studierenden begann in einem Seminar zur Institutionskritik. Hier entwickelten sie gemeinsam einen dialogischen, quasi-performativen Vortrag namens »My Work Is About..«, in welchem die jeweils eigene Rolle als Künstler/in, Kritiker/in und Theoretiker/in reflektiert wurde. In der Teilnahme am Festival sah die Gruppe eine Möglichkeit, neue Formen der gemeinschaftlichen Arbeit zu finden.

 

Auf der Suche nach den Geschichten und der Rhetorik des Offenbacher Hafengeländes, begaben sich die sechs Teilnehmer auf lange Spaziergänge. Ihre Funde führten sie in einer auditiven Collage, einem Audioguide
ähnelnd, zusammen. Vorgelesene Textdokumente - beispielsweise historische Dokumente aus dem Stadtarchiv oder aktuellen städtebaulichen Projektbeschreibungen – und Soundelemente, wie Chorgesang und aufgenommene Geräusche, bilden einen beobachtende, wie auch selbstreflektierende Auseinandersetzung mit dem Ort. Sie offerieren den TeilnehmerInnen auf diese Weise in Form einer »Derivation« eine Erfahrung, die ihrem Prozess ähnelt. Das Hafengelände unterliegt einem andauernden Prozess urbaner Umstrukturierung, für die das aktuelle Projekt »Hafengold« ein Beispiel ist. Die Teilnehmer des FdjT, wie auch seine Besucher, nutzen das alte Hafengelände kurz vor seinem Abriss und werden so selber Teil des Prozesses.

 

Im Museum oder beim Stadtrundgang dient ein Audioguide der Wissensvermittlung, limitiert die Wahrnehmung jedoch gleichzeitig: Eine Stimme erzählt, gibt Anweisungen zum Sehen, lenkt den Blick und führt die Schritte der Rezipienten. Die Gruppe nutzt den Audioguide wiederum als Medium, das viele Stimmen vereint, viele Geschichten erzählt, die sich überlappen können und sich widersprechen dürfen.

 

Text: Marie Sophie Beckmann

 

Esther Poppe (1977, Soltau, DE)
HfG Offenbach

 

Imke Greitzke (1989, Saarbrücken, DE)
HfG Offenbach

 

Jennifer Gelardo (1985, Loma Linda, US)
HfG Offenbach

 

Julia Eichler (1982, Marburg an der Lahn, DE)
HfG Offenbach

 

Lilly Lulay (1985, Frankfurt am Main, DE)
HfG Offenbach

 

Sven Zedlitz (1988, München, DE)
Goethe - Universität Frankfurt am Main

 

Tours DE oder EN

Treffpunkt Blue Container

Samstag / 16:00, 16:30, 17:00, 17:30, 18:00, 18:30
Sonntag / 13:00, 13:30, 14:00, 14:30, 15:00, 15:30

 

  • Samstag 20., 16:00 bis 18:30
  • Sonntag 21., 13:00 bis 15:30

Fanti Baum

 

Gegen-Bügeln

 

Der Fokus von »Gegen-Bügeln« liegt auf den wirtschaftlichen Produktionszusammenhängen des Veranstaltungsortes: Im Vorfeld hatte die Künstlerin einen Aufruf an die Bewohner Offenbachs gestartet, mit der Bitte Haushaltsgeräte von Rowenta zur Verfügung zu stellen. Das Stammhaus dieser Firma im Offenbacher Industriegebiet produzierte zwischen 1909 und 1997 diverse Elektrowaren, stets mit dem Anspruch den Alltag von Hausfrauen zu erleichtern bzw. zu modernisieren. Anknüpfend an diesen lokal-partizipativen Ansatz hinterfragt »Gegen- Bügeln« den gesellschaftlichen Diskurs über das historisch gewachsenen Rollenbild der Frau und versieht diesen durch geschickte, gestische Assoziationen mit einem dramaturgischen Gegenentwurf. Als vermeintliche Versinnbildlichungen von Weiblichkeit dienen dabei die verschiedenen Föhne, Bügeleisen, Wasserkocher und Kaffeemaschinen, scharf kontrastiert durch die Reduktion der Geräte auf die Geräusche, die von ihnen erzeugt werden können.

 

Dies spiegelt sich auch in der dualen Struktur der Arbeit wieder: Einerseits die permanent auf der Bühne installierten Monitore, die elektronische Impulse in ästhetischer Form zeigen, andererseits das vor Ort stattfindende Happening, welches wiederum von einer Geräuschkulisse aus elektronischen Tönen, Werbekampagnen sowie Ausschnitten aus einer Bedienungsanleitung begleitet wird. Dadurch verschließt sich »Gegen-Bügeln« jeglicher Art von linearer Interpretation. Statt auf einen einmaligen Effekt abzuzielen, konzentriert sich die Medienverwendung stark auf repetitive Elemente und nähert sich damit inhaltlich der Fluxus-Bewegung an. 

 

Die Arbeit entstand in Zusammenarbeit mit »Femphil – Feministische Philosoph_innen Frankfurt«.

 

Text: Miriam Wilhelm

 

Fanti Baum (1982, Berlin, DE)
Goethe-Universität Frankfurt am Main

 

  • Sonntag 21., 21:30

Felix Imiola

Fred

 

Felix Imiolas Formsprache ist geprägt durch Gegensätze: seine recht sachlichen Malereien und Zeichnungen driften immer wieder ins Spielerische ab. Klare Strukturen treffen auf kindliche Zeichnungen, die eine gewisse Ironie in sich tragen.

 

Die BesucherInnen des FdjT werden Fred, dem Maskottchen begegnen. Ein Maskottchen ist zumeist ein Glücksbringer und die Identifikationsfigur eines Unternehmens oder einer Institution. Bei Sportevents unterhält es die Zuschauer, auf Großveranstaltungen und in Freizeitparks werden Fotos mit den meist niedlichen übergroßen Plüschtieren geschossen. Ein Maskottchen ist wie ein Stück Kindheit, es bietet immer und jederzeit eine Schulter zum Anlehnen. Ein Maskottchen ist immer gut drauf – diese Tatsache trägt etwas Tragisches in sich. Denkt man an die Figur des traurigen Clowns, ist das Immer-gute-Laune-Gesicht nur aufgesetzt. Es ist nichts weiter als eine Kostümierung, ein Versteckspiel. Wer steckt in diesen flauschigen Ganzkörperanzügen, die das Sichtfeld und die Bewegungsfreiheit stark einschränken, und schwitzt? In diesem Fall ist es Fred. Fred wird ein Fischkostüm tragen, vielleicht. Fred hört zu. Fred repräsentiert kein Unternehmen und keine Institution. Fred ist einfach da.

 

Text: Miriam Bettin 

 

Felix Imiola (1984, Lörrach, DE)
HfG Offenbach

 

 

Georg Thanner

 

Was ich nicht male

 

Georg Thanner ist Maler. Mit welchen Themen er sich hauptsächlich auseinandersetzt oder wofür er sich im Speziellen interessiert, kann er jedoch selbst nicht genau in Worte fassen. Ganz genau weiß er dagegen, was er nicht malt. Salz zum Beispiel, oder Zucker – der sieht nämlich aus wie Salz – und er malt auch keine Tiere, Kinder, Fahrräder oder Autos. Nicht, weil er keine Tiere mag, er malt sie bloß nie.

 

Auf dem FdjT stellt Thanner »Was ich nicht male« aus - eine Liste, auf der er einige Punkte auch wieder durchgestrichen hat. Umrahmt wird diese Liste von Malereien verschiedener Formate. Die Auswahl der Werke folgt nur einem Schema, nämlich möglichst keinem. Ebenso wie die Wahl seiner Bild-Themen. »Nicht-Themen« nennt Thanner sie daher.

 

Die Einordnung seines Werks fällt schwer, da jegliche Anknüpfungspunkte vermieden werden. Mit der Strategie der strikten Verweigerung, Beliebigkeit und Inhaltlosigkeit sucht er einen Weg zu einem Künstlerdasein, das sich der Erwartungshaltung an einen Künstler entzieht. Gleichzeitig stellt Thanner die Frage, ob eine solche Verweigerung überhaupt möglich ist.

 

Text: Elena Frickmann

 

Georg Thanner (1991, München, DE)
HfG Offenbach

 

 

Gertje Graef

 

1 ° N ° 1 ° N ° 1 ° N ° 1

 

Das Wechselspiel von Innen und Außen sowie die Frage nach dem inneren Erleben und seiner äußeren Form sind Themen, die Gertje Graef besonders bei ihrer Arbeit als Theaterschaffende beschäftigen. Graef lebt in der Nähe des Offenbacher Hafengeländes und beobachtet seine strukturelle Entwicklung nun schon seit zwei Jahren.

 

Zur Vorbereitung auf ihr Projekt hat Graef mehrmals den nahegelegenen Boxclub Nordend Offenbach e.V. besucht und dort Tonaufnahmen gemacht. Ihr Interesse galt dabei insbesondere der dortigen Geräuschkulisse: Der Aufprall von Boxhandschuhen, schnelle Schritte im Boxring und die sprachlichen Anweisungen der Trainer, die nicht selten auch mal rauere Töne anschlagen - nicht umsonst lautet der Leitsatz des Boxclubs »hart aber fair«. Was sie dabei besonders reizt, sind die spezielle Rhetorik und das Ablegen von Alltagskonventionen. Auf Höflichkeit wird im Ring keinen Wert gelegt, stattdessen gibt es klare Ansagen. Außerdem wird ein Weg gefunden, eine jedem Menschen innewohnende Aggressivität zum Ausdruck zu bringen, was im Alltag kaum möglich ist. 

 

Auf der Treppe des künstlich angelegten Hafenbeckens der Wohnanlage »Hafengold« plant sie daher eine Performance für drei Schauspieler. Die im Boxclub gewonnenen Tonaufnahmen hat Graef zerlegt um daraus ein neues Script zu schaffen, das den Schauspielern als Grundlage für ihre Performance dienen wird. Diese übersetzen die Geräusche und Anweisungen und platzieren sie in einem neuen Kontext, der den Kontrast zwischen der rauen Ausdrucksweise und dem sehr geschliffen wirkenden Umfeld des Hafenbeckens sichtbar macht.

 

Text: Elena Frickmann

 

Gertje Graef (1985, Achim, DE)
HfMDK Frankfurt am Main

 

  • Samstag 20., 22:00

Hélène Fauquet

 
Untitled/ Egg/ T.I.M.E./ I stayed too long at the fair              
 
»Die Zeit beschreibt die Abfolge von Ereignissen, hat also im Gegensatz zu anderen phy-sikalischen Größen eine eindeutige, unumkehrbare Richtung. (…) Nach der Relativitätstheorie bildet die Zeit mit dem Raum eine vierdimensionale Raumzeit, in der die Zeit die Rolle einer Dimension einnimmt. Dabei ist der Begriff der Gegenwart nur in einem einzigen Punkt definierbar.« 
 
Hélène Fauquet findet Dinge, modifiziert diese und setzt sie neu zusammen, wie Briefbeschwerer, Spielzeugpanzer, T-Shirts oder Blechdosen. Dabei interessiert sie die Überlagerungen verschiedener Ästhetiken sowie der immer schnellere Wertverlust, bzw. die Veralterung technischer Gegenstände wie analoger (Wand-) Uhren.
 
Ihre »Clocks« sind skulpturale Werke wie auch funktionale Objekte. Mit nur einem einzigen Zeiger ausgestattet, der die Sekunden misst und dabei nie stillhält, oder einem antiken Ziffernblatt das tatsächlich nur auf dem Display eines Smartphones besteht, zeigen die Uhren auf, wie Zeit gemessen, visualisiert und wahrgenommen wird. Zukunft und Vergangenheit kollidieren, Vintage trifft auf High-Tech. Die Gegenwart ist in keinem einzigen Punkt definierbar.
 
 
 
Text: Marie Sophie Beckmann
 
Hélène Fauquet (1989, Saint-Saulve, FR)
Städelschule Frankfurt am Main
 

IEMA

Internationale Ensemble Modern Akademie

 

Aki Kitaijma, Violincello
Antonio Jimenez Marin, Posaune
Clemens Gottschling, Horn
Chiara Percivati, Klarinette
Diego Ramos Rodriguez, Komposition
Gilles Grimaître, Klavier
Kyung Won Lee, Viola
Margarita Timoshin, Flöte
Galdric Subirana, Schlagzeug
Tom Poulson, Trompete

 

Die IEMA »Internationale Ensemble Modern Akademie« wurde 2003 als Stipendienprogramm vom Ensemble Modern ins Leben gerufen. Seit 2006 wird sie in Kooperation mit der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt a.M. als einjähriger Masterstudiengang »Zeitgenössische Musik« angeboten. Junge Künstler (Instrumentalisten, Dirigenten, Komponisten und Klangregisseure) haben in diesem Rahmen die Möglichkeit, mit den Mitgliedern des Ensemble Modern am vielfältigen Repertoire der Moderne zu arbeiten.

 

Die zehn Stipendiaten des Jahrgangs 2013/14 beschließen ihren Master im September diesen Jahres mit einer Reihe von acht Konzerten, zu denen neben Auftritten im ZKM Karlsruhe und der Gaudeamus Muziekweek Utrecht auch die Konzerte beim FdjT 2014 einen Bestandteil bilden.

 

Aufgeführt werden Werke der zeitgenössischen Kammermusik aus dem 20. und 21. Jahrhundert. So erklingt unter anderem »Pression für einen Cellisten« von Helmut Lachenmann, welches mit dem Druck, der zur Klangerzeugung eines Streichinstrumentes beiträgt, experimentiert. Vom übermäßig starken bis hin zu einer kaum hörbaren Berührung werden die Saiten gestrichen. Doch nicht nur die Saiten, das ganze Instrument wird in die Klangerzeugung mit einbezogen, indem es abgeklopft, gerieben und gestrichen wird.

 

Der Stipendiat Diego Ramos Rodriguez präsentiert seine Komposition »Der Sogenannte«, eine Improvisationsperformance auf den Spuren vergessener Bedeutungen. Eine Sammlung aus Partituren-Bildern stellt den Versuch dar, dem leblosen Gewebe seiner Welt ein Herz zu geben. Die Musiker erwecken diesen seltsamen Gestalten durch Klang und Zeit zum Leben und formulieren die Frage nach Form und Inhalt neu. (nach Diego Ramos-Rodriguez)

 

 

Weiterhin werden u.a. Stücke von Jan Kohl, Iannis Xenakis und Steve Reich aufgeführt.

 

 

Text: Pia Gaertner

 

EVO Halle/ Lokschuppen/ Ölhalle/ EVO Halle

  • Sonntag 21., 15:15
  • Sonntag 21., 20:00

Judith Altmeyer

mit Lisa Schettel & Thomas Bartling

 

All The Things She Said

 

Die Arbeit basiert auf Michel Foucaults Text »Des espaces autres« (dt. »Andere Räume«) aus dem Jahr 1967, der die Spezifizität von Räumen und Orten und deren gesellschaftliche Bedeutung analysiert. Foucault stellt fest, dass wir nicht in einem leeren homogenen Raum leben, innerhalb dem man Individuen oder Dinge unbeeinflusst studieren könne. Über allem steht die Frage, wie der Begriff des Individuums überhaupt zu definieren ist.

 

Für ihre Performance beim FdjT hat die Künstlerin einen kleinen, separaten Raum in der alten Ölhalle gewählt, wo sie – in Zusammenarbeit mit Lisa Schettel und Thomas Bartling – anhand eines »Scores« für den Teilnehmer ein Musikvideo produziert.

 

Die Arbeit setzt sich bewusst in den Kontext zeitgenössischer Popmusik-Videos, die gesellschaftliche Normen und Schemen visualisieren.

 

 

Text: Elena Frickmann

 

Judith Altmeyer (1989, Bergisch Gladbach, DE)

Justus-Liebig-Universität Gießen

 

 

  • Samstag 20., 14:00 bis 22:45

Julia Żabowska

 

Comb Event

 

Julia Żabowska arbeitet vor allem mit interaktivem Video und Installationen. Im Fokus stehen dabei als »Akteure« zumeist ihr eigener Körper oder aber Räumlichkeiten, zu denen die Künstlerin ein sehr persönliches Verhältnis besitzt. Oftmals gestaltet sie die Charaktere dieser virtuellen Welt nach realen Bezugspersonen, wenn auch in verfremdeter Form. Die auf diese Weise geformten, interaktiven Räume widmen sich der Frage nach einer möglichen emotionalen und empathischen Identifikation mit dem medialen Anderen, dem Avatar. Darüber hinaus ist die Beziehung zwischen Künstler und Betrachter von essentieller Bedeutung: In welcher Weise kann Ersterer auf die dem Betrachter bereits innewohnenden intellektuellen sowie emotionalen Ressourcen und Kapazitäten einwirken? 

 

Ausgangspunkt von Żabowskas »Comb Event« ist der »Score« »Comb Event« des Fluxus-Künstlers George Brecht (1959-1962). Żabowska folgt seinen (offenen) Instruktionen, und transformiert sie in ein Computerprogramm, welches den »Score« gewissermaßen für den Teilnehmer ausführt. Die beabsichtigte Arbeit wird von der Technologie übernommen, der »Score« wird automatisiert. Ihre Installation besteht aus dem im Raum installierten Friseurstuhl sowie einem interaktiven Controller.

 

Text: Miriam Wilhelm

 

Julia Zabowska (1985, Warschau / Warsaw, PL)
Städelschule Frankfurt am Main

 

Kitsum Cheng & Yuki Kishino

 

YVR-FRA-HKG-NRT

 

Das Interesse an persönlichen Erzählungen und deren Verschränkung mit dem, was wir »Geschichte« nennen, verbindet die künstlerische Praxis von Kitsum Cheng und Yuki Kishino, die für das FdjT erstmals eine gemeinsame Arbeit entwickelt haben. »YVR-FRA-HKG-NRT« ist das Ergebnis einer Reise, die für beide Künstler am Offenbacher Hafengelände begann und sie in die Städte ihrer Kindheit führte: Vancouver und Hongkong einerseits und Tokyo andererseits.

 

In einem abgedunkelten Raum des ehemaligen Lokschuppens der Hafenbahn – dem Hauptgebäude des Festivals - wirft jeweils einer der beiden Künstler mit Hilfe von Overheadprojektoren Fotografien an die Wand, die sie von ihrer Reise mitgebracht haben. Es sind Aufnahmen von Stadtlandschaften, die sich in unterschiedlicher Geschwindigkeit ablösen und überlagern.  Währenddessen hört der Betrachter im Wechsel Cheng und Kishino einen einst vertrauten Ort beschreiben, der sich im Laufe der Zeit zum Teil bis zur Unkenntlichkeit verändert hat. Doch wo befindet sich dieser Ort? Und in welchem Verhältnis steht das Gezeigte zu dem Erzählten? 

 

Die Diskrepanz, die immer wieder zwischen Bild und Text aufscheint, lässt keine einheitliche Geschichte zu. Stattdessen werden uns einzelne, übereinander geschichtete Erinnerungsfragmente präsentiert, deren Zusammenhang nur durch eine Fiktionalisierungsleistung auf Seiten des Betrachters hergestellt werden kann. Dies mag zunächst desorientierend wirken, verdeutlicht jedoch die eigene Eingebundenheit in jede Form der Geschichtsschreibung – insbesondere wenn es um die Geschichte eines Ortes geht.

 

Text: Aviva Kaminer

 

Kitsum Cheng (1986, Hong Kong, HK)
Städelschule Frankfurt am Main

 

Yuki Kishino (1982, Kawagoe, JP)
Städelschule Frankfurt am Main

 

  • Freitag 19., 21:45
  • Samstag 20., 17:00

Leda Bourgogne

Trees

 

In ihrer medienübergreifenden Praxis entwirft Leda Bourgogne Welten, die durch die (weibliche) Innensicht ihrer ProtagonistenInnen geprägt sind. Oft von Text begleitet, erzählen ihre Arbeiten von subjektiven Motiven, die in literarische und philosophische Diskurse eingebettet werden. Sie stellen Fragen nach (Geschlechter-) Identität und verweisen auf Gilles Deleuze und seine Theorie des organlosen Körpers, welche eine autonome Vielheit und Heterogenität im Dasein zulässt. Ihre Schreibpraxis überführt Bourgogne in Video, Zeichnung, Malerei und raumgreifende Installation, die einer non-linearen Erzählstruktur folgen und den Prinzipien der Montage und Assemblage. In einer Wechselwirkung beeinflussen sich Text und Bild gegenseitig.

 

Der kalte Boden ist mit einem apricotfarbenen Teppich ausgelegt, farbige minimalistische Lampen sorgen für ein stimmungsvolles Licht. Für das FdjT kreiert Bourgogne in dem abgeschlossenen Raum des Lokschuppens eine Raumerfahrung aus Objekten, projizierter Videocollag und Sound. Dieser temporäre fiktive Underground-Club wird als Setting einer 30-minütigen Soundperformance funktionieren, jedoch auch unabhängig davon begehbar sein und Elemente der Performance konservieren. Der produzierte Sound wird zum begleitenden Textstück des Videoloops, der Text zu Musik.

 

Text: Miriam Bettin

 

Leda Bourgogne (1989, Wien / Vienna, AT)
Städelschule Frankfurt am Main

 

  • Samstag 20., 21:00

Les Trucs

 

Der Nostalgieabend der fordistischen Trachtengruppe

 

Das seit 2008 bestehende Musikkollektiv um Charlotte Simon und Zink Tonsur produziert elektronische Tanz- und Geräuschmusik auf analogen Synthesizern und Sequenzern. 2012 erschien ihr Album »The Musical«, eine Erzählung über »love-relations between humans and things«. Die Genrezuteilungen Performance, Musik und Kunst versuchen sie gepflegt zu ignorieren. Zu Hause fühlen sie sich irgendwo zwischen Pop, Punk, rhythmischer Früherziehung, politischem Aktivismus, Musical, Sci- Fi, Katzen, Lärm und Porno.

 

Für das FdjT werden sie den Club in der Ölhalle mit einer 30-minütigen Musikperformance unter dem Titel »Der Nostalgieabend der fordistischen Trachtengruppe« füllen. Ein 9-köpfiger Amateurchor (Antonia Beeskow, Martin Born, Sara Cleve, Anne Hoffmann, Oskar Ohlson, Jonathan Penca, Martin Tansek, Else Tunemyr, Meike Winter) wird Les Trucs zur Seite stehen, gesteuert durch Lichtzeichen und Anweisungen auf Zetteln. Es wird getanzt und gesungen zu und über fordistische Trachtengruppen, galvanische Schutzhüllen und Authentizitätsverlangen. Nach den (Nicht-)Regeln des Spontantheaters und der Methode der Selbstoptimierung wird auf Impulse reagiert, wird dirigiert, imitiert und aufgefordert. Das Publikum bei Les Trucs ist niemals nur Betrachter und Zuhörer, sondern wird miteinbezogen als dritte Komponente neben Musiker/innen und Musikmaschinen.

 

Text: Miriam Bettin

 

Charlotte Simon (1986, Mainz, DE)
lebt und arbeitet in Frankfurt am Main, DE

Zink Tonsur (1980, Frankfurt am Main, DE)
lebt und arbeitet in Frankfurt am Main, DE

 

  • Freitag 19., 23:00

Lisa Hopf

 

To Immure a Piano

 

Das künstlerische Interesse Lisa Hopfs resultiert aus ihrer langjährigen Beschäftigung mit dem Tanz. Die Arbeit mit dem eigenen Körper in Beziehung zu dem ihn umgebenen Raum führte zu einer tiefen Auseinandersetzung mit Orten, Nicht-Orten und wie Menschen mit diesen interagieren. Es sind scheinbar unbeachtete, urbane Räume, oft einer starken Veränderung unterworfen, die sie interessieren.

 

Auch in ihrer neu entstandenen Arbeit »To Immure a Piano« greift Lisa Hopf auf diese Fragestellungen zurück. Angeregt von dem im Wandel begriffenen Hafengebiet in Offenbach mauerte sie in eine der gerade entstehenden Neubauten ein Piano ein. Das Vorhandensein etwas nicht Sichtbaren – dem Betrachter bleibt das Objekt verborgen, ihm begegnet nur eine weitere Wand/ ein weiterer Boden in einem Rohbau - lädt den Ort mit einer Bedeutung auf. Der vormalige Nicht-Ort wird damit in einen Ort der Erinnerung umgewandelt, ein Monument wird erschaffen.

 

Einerseits erinnern der Akt des Verbergens eines Piano und das damit verbundenes Verstummen des Instrumentes an Werke Joseph Beuys oder John Cages und die Fluxus-Bewegung. Auf ihren »Internationalen Festspielen Neuester Musik« 1962 in Wiesbaden wurde neben der Zerstörung eines Pianos auch eine akustische Stille aufgeführt. 

 

Andererseits thematisiert die Künstlerin mit ihrem Vorgehen die Praxis der sogenannten Bauopfer. Das Bauopfer, eine seit Jahrtausenden gebräuchliche, kulturelle Handlung des Einarbeitens eines Lebewesens oder Gegenstandes in ein sich im Bau befindliches Gebäude, soll zum Schutze dessen und der darin Lebenden beitragen. Das Einbauen eines funktionierenden Pianos in die Tiefgarage eines Gebäudes birgt zudem die potentielle Möglichkeit dieses noch zu bespielen – eine Handlung, die jedoch mit der Zerstörung des Kunstwerkes verbunden wäre.

 

 

Text: Lukas Engert

 

Lisa Hopf (1990, Steyr, AT)
HfG Offenbach

 

 

Tours DE oder EN (Treffpunkt Lokschuppen):
Freitag/ 20:00, 20:30, 21:00, 21:30
Samstag/ 17:30, 18:00 & 21:00, 21:30
Sonntag / 15:30, 16:00, 16:30, 17:00

 

 

  • Freitag 19., 20:00 bis 21:30
  • Samstag 20., 17:30 bis 18:00
  • Samstag 20., 21:00 bis 21:30
  • Sonntag 21., 15:30 bis 17:00

Lisa Hopf & Marina Kampka with Craig Leonard

mit Craig Leonard

 

What Happens in Offenbach Stays in Halifax
 

 

»Angefangen hat das Ganze am 1.5.2014, wo wir uns alle zum ersten Mal gesehen und kennengelernt haben. Craig Leonard hat einen Workshop hier an der HfG gehalten.«

 

Diese Begegnung markierte den Anfangspunkt einer Kommunikation und einer Verbindung zwischen zwei Städten, Offenbach (DE) und Halifax (CA). Während des Workshops, der ähnlich wie das FdjT Fragestellungen der Fluxusbewegung thematisierte, erreichte Lisa Hopf und Marina Kampka der Open Call für dieses Festival. Kurz darauf kehrte Leonard ins kanadische Halifax zurück, die Kommunikation verlagerte sich von dem realen auf einen virtuellen Raum.

 

Die zirkuläre Verbindung der drei Protagonisten ließ eine Interaktion unter der Prämisse der künstlerischen Produktion entstehen. Doch durch die Intensivierung des Kontaktes, einen sich einstellenden Kennenlernprozesses, hinterfragten sie zunehmend das eigene Vorhaben und die eigenen Ziele. Denn nicht mehr der Output dominierte den Kontakt, vielmehr der wechselseitige Input. Nicht mehr das Ergebnis, sondern der Prozess an sich, das Anhäufen von materiellen Objekten wie Listen, Büchern, Musikvideos oder Getränken dominierte die Gespräche. Hopf, Kampka und Leonard legen dies dem Betrachter offen und dadurch auch die künstlerische Praxis des Ideenaustausches und der laufenden Selbsthinterfragung.

 

Ihre Arbeit »What Happens in Offenbach Stays in Halifax« bezieht sich auch auf den Titel des FdjT »What Happens in Offenbach Stays in Offenbach«, erweitert diesen um eine weitere Dimension, die den geographischen mit dem virtuellen Raum verbindet. Sie beschreibt den momentanen Stand eines anhaltenden Prozesses, doch insbesondere bezeugt sie ein künstlerisches Potential.

 

Text: Lukas Engert

 

Craig Leonard (1969, Halifax, CA)
HfG Offenbach

 

Lisa Hopf (1990, Steyr, AT)
HfG Offenbach

 

Marina Kampka (1983, Bernkastel-Kues, DE)
HfG Offenbach

 

 

Liz Magic Laser & Sanya Kantarovsky

 

»Instructions« von Sanya Kantarovsky und Liz Magic Laser

 

1. Spend a day looking for people on the street who resemble you in some way.
2. Approach each person and ask if you could photograph yourself with them.
3. Ask each person for their email address, and, after the day is over, send all of the photos to each person photographed. The addresses should be in the BCC field. The subject of the email should read: You and Me.

 

Sanya Kantarovsky (1981, Moscow, RU)
lebt und arbeitet in Los Angeles, US

 

Liz Magic Laser (1981, New York, US)
lebt und arbeitet in New York, US

Luzie Meyer

 

Agency Spit/ Lettuce Kill!

 

Luzie Meyer befasst sich in ihren performativen, bisweilen filmischen Arbeiten mit Problematiken der Subjektivierung. Fragen der Teilhabe, Zugehörigkeit und Verbundenheit, immer aber auch der Bruch werden damit behandelt. Sie entwirft Situationen, in denen das eigene Selbstverständnis und vorgeprägte Handlungsweisen in Dialog mit ihrem Kontext treten und Machtverhältnisse, aber auch die Ausübung von Kontrolle und deren Verlust thematisiert werden. Text und Sprache, verarbeitet in Essays und Skripten, sind oftmals der Kern ihres künstlerischen Vorgehens.

 

»A rose is a rose is a rose is a rose.« (Warrior)

 

In ihrer für das FdjT entwickelten, experimentellen Lesung »Agency Spit/ Lettuce Kill!« - die Fortführung einer gleichnamigen Videoinstallation - untersucht Meyer eine solche Konstruktion eines autonomen Subjekts. Zugleich ist sie, beeinflusst von japanischen Samuraifilmen der 1950er bis 1970er Jahre, eine Beschäftigung mit Prozessen kultureller Aneignung. Es sind Begegnungen, die Formen der Appropriation und Adaption befördern. Die Arbeit befasst sich mit den Parallelen zwischen westlichen und japanischen Idealen und darüber hinaus mit Fragen des autonomen Handelns in restriktiven, gesellschaftlichen Kontexten. 

 

»Perfection will only be found in action.« (Chicory)  

 

Luzie Meyer entwirft ein situatives Aufeinandertreffen einer Rose, eines Chicorées und einer Kriegerin und übersetzt dieses in fragmentarische Textpassagen und Aktionen. Wiederkehrende Soundmotive verbinden sich mit absurd erscheinenden Handlungen und der Stimme der Künstlerin. Die daraus entstehende, vielschichtige Arbeit thematisiert sowohl Probleme kultureller Parallelisierung, wie auch die Hinterfragung des freien Willens, der stets einer gesellschaftlichen Prägung unterworfen ist.

 

»You dropped your sword.« (Rose)

 

Text: Lukas Engert

 

Luzie Meyer (1990, Tübingen, DE)
Städelschule Frankfurt am Main

 

  • Samstag 20., 18:30
  • Sonntag 21., 18:30

Marc Spradling

 

The Clap

 

Performance by Finn Lakeberg & Valeriya Dmitrenko

 

Marc Spradling, der Musik und Ballett studierte (Interlochen Arts Academy, School of American Ballet, Joffrey School NY), unterrichtet seit 1997 an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt im Bereich klassische Tanztechnik. Neben der klassischen Ausbildung erarbeitet er mit seinen Studenten auch immer wieder Choreografien von William Forsythe und orientiert sich an neo-klassischen Einflüssen.

 

Für das FdjT zeigt Spradling seine Choreografie »The Clap«, getanzt von Valeriya Dmitrenko und Finn Lakeberg. »The Clap« ist eine in Tanz übersetzte Version von Steve Reichs »Clapping Music« (1972). Uraufgeführt wurde Spradlings Tanzstück 2009 in Frankfurt am Main (Gallus Theater). Musikalische Komposition fließt über in Bewegung und wird damit dem interdisziplinären Ansatz des FdjT gerecht, verschiedene Kunstformen zusammenzubringen. Wie sieht ein Übersetzungsprozess aus, in dem die strukturellen Essenzen von Reichs Musik eingefangen und in einem spielerischen Duett in minimalistische Bewegungsformen umgesetzt werden? So, wie auch Reichs Komposition für zwei Musiker geschrieben ist, arbeitet Spradling mit zwei Tänzern. Ihr Aufeinandertreffen ist geprägt durch choreografierte Bewegungen, die in lose Strukturen des rhythmischen Rasters aufgelöst werden. Akustische und visuelle Sinne werden gleichermaßen herausgefordert »in order to let it come«.

 

 

Text: Miriam Bettin

 

 

Marc Spradling (1961, Michigan, US)
lebt und arbeitet in Frankfurt am Main, DE

 

 

Lokschuppen
Saturday 20., 16:00

 

 

  • Sonntag 21., 15:00

Marcello Spada

Neither 0 Nor 1 I’m 3 OR Absolute Nothing / This Way Out (Waterproof Skin)

 

Marcello Spadas Zugriff auf die Realität ist geprägt von einem außerordentlichen Entdeckerdrang. Abseits streng logischer Zusammenhänge verknüpft er immaterielle Werte mit medialen Strukturen, das Vergessen mit Formen der Zensur, Patente mit Künstlerverträgen. Ein absurder, doch hochkomplexer Moment ist vielen seiner Arbeiten inne. 

 

Das Werk »Neither 0 Nor 1 I’m 3 or Absolute Nothing« greift die Notwendigkeit der Erhebung von Statistiken auf, beispielsweise zur Optimierung urbaner Infrastruktur, wie Verkehrswegen. Basierend auf »Apollo«, einem von der Firma »Diamond Traffic Products« produzierten Verkehrszähler, entwickelte der Künstler eine Maschine mit ähnlicher Funktion. Jeder vorübergehende Besucher wird gezählt, eine mutmaßliche Statistik des allgemeinen Interesses erstellt. Doch der Betrachter kann die erhobenen Daten nicht einsehen, lediglich ein elektronisch klingendes Geräusch verweist auf die Zählung. Die gängige Pflicht solcher Besuchererhebungen wird konterkariert, denn die Metallbox registriert keinerlei Daten. Ihr Funktionieren existiert lediglich in der Erwartungshaltung des Besuchers. 

 

Seine zweite Arbeit bezieht sich auf die wachsende Bedeutung und Verbreitung von hyper-technisierten Materialien in unserer immer stärker auf Vorsorge und Sicherheit ausgerichteten Gesellschaft. Dies veranlasste Marcello Spada Kleidungsstücke und Accessoires aus dem wasserfesten und atmungsaktiven Stoff Gore-Tex zu entwickeln. Gore-Tex-Unterhosen, Gore-Tex-Socken, Gore-Tex-Brillen oder Gore-Tex-Armreifen – es sind Gegenstände, die sich in ihrer Funktion der Beschaffenheit des Textils, wie auch den Qualitätsvorschriften des Herstellers verwehren. Doch führen sie uns vor Augen, wie wir uns mit immer neuen Materialen und Objekten gegen vermeintliche Extremfälle des Alltags, wie etwaigem Regen ausstatten. Zugleich sind sie eine spielerische Reflektion über die Schöpfung neuer Bedürfnisse durch die Industrie für eine übervorsichtig gewordenen Gesellschaft.

 

Text: Lukas Engert

 

Marcello Spada (1984, Bologna, IT)
Städelschule Frankfurt am Main

 

Mariana Lopez

 

Tablecloth/ Umbrellas

 

Die argentinische Künstlerin Mariana López arbeitet hauptsächlich mit Leinen, das sie mit Ölfarbe illusionistisch bemalt. Ihre Arbeiten sind ein Rückbezug auf die in der Renaissance wiederentdeckte Darstellungsweise des Trompe l’TLil. Es handelt sich dabei um eine Form der Malerei, die anhand perspektivischer Darstellung eine so starke Dreidimensionalität erreicht, dass man die dargestellten Objekte für echt halten könnte. López übersetzt diese Vorgehensweise in eine zeitgenössische Version.

 

Während des FdjT werden an verschiedenen Orten Objekte der Künstlerin zu sehen sein: Ein schwarzer Regenschirm liegt wie zufällig auf dem Boden, als hätte ihn jemand gerade dort vergessen. Andernorts hängt ein kariertes Tischtuch, das jemand mit einer Schere zerschnitten hat. Alle Objekte sind aus festem Leinen geformt, während ihre Materialität jedoch durch die Bemalung nur vorgetäuscht wird. Dabei wirken sie wie Teile einer Theaterkulisse. Tatsächlich ist diese Verbindung nicht zufällig gewählt. Auch das Theater suggeriert dem
Zuschauer eine Realität, die nur auf der Bühne existiert. Die Begriffe der Täuschung und der Enttäuschung - im doppelten Sinne - sind zentrale Aspekte in López Werk.

 

Unklar bleibt, ob es sich nun um eine Skulptur oder Malerei handelt, lautet die Bildunterschrift doch ganz klassisch »Oil on Canvas«.

 

Text: Elena Frickmann

 

 

Mariana López (1981, Buenos Aires, AR)
Städelschule Frankfurt am Main

 

 

Marina Kampka

 

The Future of Offenbach

 

Marina Kampka sammelt, sortiert und archiviert. Es sind Geschichten, das Berichten und Erzählen darüber, aber auch geschriebene, gesprochene und typographische Quellen, die die studierte Kulturwissenschaftlerin und Graphikdesignerin interessieren. Oft sind es persönliche Impulse, die sie zu intensiven Auseinandersetzungen in privaten und öffentlichen Archiven führt. Doch weniger die Fakten, als vielmehr daraus resultierende Narrative und Gedankenspiele sind es, auf die ihr künstlerisches Vorgehen begründet. 

 

»Wenn die S-Bahn erst fährt, geht es uns wieder besser« – »Bei der S-Bahn wird kräftig gespart«. Nachrichtenzeilen wie diese regten Kampka zu ihrer Arbeit »The Future of Offenbach« an. Sie berichten von der Zukunft Offenbachs, wie sie Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre im Zusammenhang mit dem Neubau der S-Bahn diskutiert wurde. Mittels editierten Zeitungsartikeln rückt die Künstlerin die archivierte Auseinandersetzung zwischen anfänglicher Utopie und tatsächlich eingetretener Realität ins Zentrum. Denn wurde in den frühen Artikel noch ein zukunftsweisender Optimismus heraufbeschworen, finden sich nach Abschluss der Arbeiten Stimmen gewöhnlichen Pragmatismus und ordinärer Banalität. Beispielsweise fiel der geplante Architekturwettbewerb den Sparmaßnahmen zum Opfer.

 

Ihr Blick richtet sich jedoch auch auf die unterirdischen Architekturen an sich. Es sind vereinzelte, scheinbar vergessene Zeichen und Bilder, wie die graphisch anmutenden Dekorationen auf den Wänden der S-Bahn-Stationen - eigentümlich an ein Werk Wassily Kandinskys erinnernd - die sie zusammenführt. Abseits einer dokumentarischen Wahrheit ermöglicht ihr subjektiver Blick, diese Neukombination bildnerischer, auchtypographischer Quellen, einen neuen Blick auf das Gewohnte und weist zugleich in die Gegenwart. Auch aktuell wird am Offenbacher Hafen an einer möglichen Zukunft der Stadt gebaut.

 

Text: Lukas Engert

 

Marina Kampka (1983, Bernkastel-Kues, DE)
HfG Offenbach

 

Max Brück

Blechtransport

 

Max Brück zerlegt und bildet neu: ein alter Schuppen der Großeltern, der Hochsitz als Arbeitsstätte des Försterberufes der Familie, Erinnerungen aus dem Heimatdorf, die Familientradition des Turnsports. Indem er Materialien aus (s)einer Vergangenheit abträgt und neu verortet, scheint er die in ihnen gespeicherten Bilder, Geräusche und Gerüche in seinen Installationen, Zeichnungen und Videos zu neuem Leben zu erwecken. Das Motiv von Familie, Kindheit und Heimat zieht sich wie ein roter Faden durch seine Arbeiten.

 

Seit jeher diente die alte Wellblechhütte auf Nachbars Grundstück als Ort für spielerische Abenteuer. Immer verschlossen barg sie ein Geheimnis, das die kindliche Neugier weckte. Durch kleine Löcher und Spalten in den rostigen Blechwänden wurde versucht, einen Blick in das Innere zu erhaschen, bis der Nachbar die Kinder verjagte. Dieses Jahr war sie fort. Die Wellblechhütte lag in ihre Einzelteile auseinandergebaut am Wegesrand. Brück transportierte die Bauteile nach Offenbach. Die Erinnerungen einer Kindheit tragen sie weiterhin in sich. Wie viel Erinnerung kann ein Raum speichern und wie ortsgebunden ist ein Raum, der als Speicher dient – vor allem nach seiner Dekonstruktion?

 

Text: Miriam Bettin

 

Max Brück (1991, Königsberg, DE)
HfG Offenbach

 

wandert über das Festivalgelände
 

 

Michael Portnoy

Instruction von Michael Portnoy

 

IMPROVEMENT

 

Choose an artwork that you can't get out of your head either because you wish you'd done it first or think you could have done it better, or because you think it's mediocre and it infuriates you that so many people find it interesting.

 

Describe the work simply in a sentence. For instance, "A yellow painting with pockets in it that hold pieces of marble". 

 

Invent a name for the breed of artmaking that this work could belong to, in no more than three words. For instance, "Capacious Painting". Do not use an existing description. 

 

Write the artwork's title, creator, description and the breed on one piece of sketch paper. 

 

Make ten sketches (one per piece of sketch paper) of different ways to improve the artwork. And by improve, we don't mean one-step operations like changing the color of the painting to blue, but throw the seeds within this artwork (its forms, ideas, strategies, etc.) through the wringer a few times, skip a few steps, toss out everything that doesn't make you laugh, and combine with forms and ideas that excite you. Give us not just a new thing, but a new breed of thing. 

 

There are many methods to improve things, but here are a few to start with. 

 

Method A 
Figure it out through drawing. On a spare piece of paper make a quick sketch of the artwork you are improving. On a new piece of paper, play and riff on the forms you see in the original, adding or subtracting elements, exaggerating, complicating, etc. 

 

Method B 
Do it linguistically, by repeatedly replacing and modifying the words in the sentence description until you fall upon an idea you like. For instance, "A yellow painted performer with pockets all over every inch of her clothing that hold different written explanations for why she's making that annoying burbling sound". If you are stuck, make a new description of the artwork that's a bit more abstract - "a thing on the wall which holds other things" - and permute this new sentence. 

 

Method C 
Permute the words of the breed you invented. For example: "Capacious Painting" --> "Rapacious Painting". Now imagine what kind of artworks could fall under this new breed. (Perhaps this is an unobtrusive painting which somehow steals something from the viewer.) 

 

Method D 
Merging. Think of another artwork and make a quick list of its inherent forms, ideas, strategies, tropes, or techniques. Merge one of these things on your list with the artwork you're improving. Or similarly, insert an idea or word from the last article you read, or book on your desk. Now, make an arrangement upon the wall with your ten improvement sketches and the paper with the description of the improved artwork.

 

Michael Portnoy (1971, Washington D.C., US)

lebt and arbeitet in New York, US

Natasja Loutchko

Back Down on my Knees

 

Persönliche Erfahrungen prägen die Videos, Performances, Installationen und Papierarbeiten von Natasja Loutchko. In subtilen, oft düsteren Erzählungen geht sie  sozialen Phänomenen wie dem Gefühl von Einsamkeit und Fremdheit nach. 

 

»It‘s been a long, a long time coming / But I know a change gonna come, oh yes it will.« Das Stück »A Change Is Gonna Come«(1964) des Soul-Sängers Sam Cooke handelt von Diskriminierung und Rassismus und wurde als Hymne der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung gefeiert. 50 Jahre später haben die Liedzeilen keineswegs an Bedeutung verloren: Die extremen Ausmaße von Homophobie in Russland oder der Erfolg rechter Parteien bei den diesjährigen Europawahlen verdeutlichen, dass der erhoffte Wandel noch lange nicht eingetreten ist.

 

Jenes hoffnungsvolle/hoffnungslose Warten auf die Utopie einer Gesellschaft der Diversität und den damit verbundenen, andauernden Kampf thematisiert Loutchko in ihrer Video- und Soundinstallation »It’s been a long time«, in der Bild, Ton und Raum in einer intimen, reduzierten Situation zusammenfinden.

 

Text: Marie Sophie Beckmann

 

Natasja Loutchko (1983, Stockholm, SE)
Städelschule Frankfurt am Main

 

Nik Geene

mit Reece York

 

Wo das wetter besser ist. Wo es wellen gibt. Wo die leute ein bischen lockerer sind.

 

Nik Geene wählte den Boxclub zum Ausgangspunkt und Schauplatz für sein Bühnenspiel »Wo das wetter besser ist. Wo es wellen gibt. Wo die leute ein bischen lockerer sind.« Das Stück, das sich in drei Akte gliedert, hat der Künstler gemeinsam mit Kindern aus Frankfurt entwickelt. Es bildet eine Referenz zu Charles Dickens‘ viktorianischem Roman »Große Erwartungen« (1861). In der Arbeit mit den jungen Schauspielern orientierte sich Geene insbesondere an Lee Strasbergs Ansatz des Method Acting, dessen Ziel die Steigerung der Natürlichkeit und Intensität der darstellerischen Leistung ist. Grundlage des Method Actings ist der Gedanke, dass das innere Erleben einer Figur oder Situation für den Schauspieler erst durch Erinnerungen an eigene Erlebnisse erfahrbar wird. Entscheidend für Geene ist daher, dass sich seine Darsteller mit ihren persönlichen Anliegen ernst genommen fühlen.

 

Text: Aviva Kaminer

 

Nik Geene (1986, New Plymouth, NZ)
Städelschule Frankfurt am Main

 

  • Sonntag 21., 19:15

Ola Vasiljeva

»Instruction« von Ola Vasiljeva

 

Conversation of sleeves.

Choose any time period in the history of fashion and select two clothing pieces with sleeves. The sleeves will be your two main protagonists, charge them with importance and significance. Create a dialogue between them on (one of the) topics :

‐ dance
‐ food
‐ memory/forgetfulness
‐ sleep.

Avoid a link to fashion /clothing itself in the conversation, rather address these two objects as self-sufficient specific life forms. Depart from the usual/ practical view of a ‘sleeve”, treat it as a new entity. What would be a sleeve’s hand or arm? Where does he store his memory? “The conversation” can be translated into a visual installation, drawing, dance or an audio piece.

 

Ola Vasiljeva (1981, Ventspils, LV) 
lebt und arbeitet in Amsterdam, NL

 

Paul Elliman

Instruction by Paul Elliman

 

 

 

 

»Make a report in all the languages of an incident«

 

 

 

 

Paul Elliman (1961, UK) 
lebt und arbeitet in London, UK

Philipp Scholtysik

Lass das Wunder Deiner Liebe an ihm geschehen 

 

Philipp Scholtysik befasst sich seit seinem Studium der Volkswirtschaftslehre und nun in seiner dramaturgischen Arbeit mit Lebensgeschichten. Inwiefern Kunst und Theater politisch sein können, welche Wirksamkeit und Relevanz sie besitzen, stellen dabei wiederkehrende Fragestellungen dar. 

 

Was mit einem Sperrmüllfund begann, hat sich zu einer regelrechten Obsession entwickelt: Kalender und Notizbücher, in denen eine unbekannte Frau über ein Jahrzehnt den Stuhlgang ihres kranken Ehemannes peinlich genau protokollierte, eröffneten Scholtysik eine Welt, die ihn nicht mehr loslässt. Denn zwischen den medizinischen Angaben zur Beschaffenheit des Stuhlgangs und der Häufigkeit des Wasserlassens finden sich immer wieder Einblicke in die private Welt des Paares. In den Einträgen über Geburtstagsfeiern, den Besuch der Tante, aber auch über den Wunsch, der Ehemann möge nach seinem Unfall wieder richtig sprechen können, zeigt sich zwischen der sachlichen Sprache die eigene Stimme der Frau.

Ausgehend von diesem Fund und dem Wunsch, die eigene Faszination mit anderen zu teilen, hat Scholtysik eine Videoarbeit entwickelt. Sie zeigt zum einen den Versuch, der Intimität und Sensibilität der Geschichte gerecht zu werden. Zum anderen gibt sie Anlass, um über die feine Grenze zwischen empathischer Neugier und Voyeurismus nachzudenken.

 

Text: Marie Sofie Beckmann

 

Philipp Scholtysik (1984, Traunstein, DE)
Goethe-Universität Frankfurt am Main

 

 

Ross Birrell

Instruction Piece (never say never)

 

never say never

44

idioms of instruction

 

 

ross birrell

2014

 

 

draw a line in the sand

burn with desire

touch and go

sleep on it

take it or leave it

think it over

tell me about it

cut the crap

kick the habit

be yourself

change the record

go for it

make it happen

let it go

lap it up

talk sense

tell it like it is

give up the ghost

kiss and make up

don’t look back

don’t ask me why

never say never

seize the day

never say die

don’t look down

forget about it

find someone new

come off it

pay your dues

pull yourself together

deny, deny, deny

spill the beans

suck it and see

lose your mind

find your vocation

let it all hang out

don’t let me down

bury the hatchet

lick your wounds

hang loose

call it a day

get your rocks off

walk on by

fuck off and die

 

//

 

Instruction Piece (after Mallarmé)

 

Do not read this instruction.

 

 

Ross Birrell, lebt und arbeitet in Glasgow, UK

Steve Reich

 

Clapping Music

 

Performance on 19. September: Frankfurter Schlagwerk - Matthias Lang, Philipp Strüber

 

 

Performance on 21. September: IEMA Students - Clemens Gottschling, Kyung Won Lee, Diego Ramos Rodriguez, Gilles Grimaître, Antonio Marin Jimenez, Aki Kitajima, Chiara Percivati, Tom Poulson, Galdric Subirana, Margarita Timoshin

 

Steve Reich ist ein Pionier der Minimal Music. Seine Kompositionen sind geprägt durch Wiederholungen, feine Variationen von Klangmustern und Strukturen des Kanons. Zu seinen wohl bekanntesten Stücken zählt »Music for 18 Musicians« (1976), das er für genau 18 Musiker/innen eines gemischten Ensembles schrieb. Seine Inspiration fand er im Jazz, namentlich vor allem bei John Coltrane (1926-1967). Durch Änderungen von Klangfarbe, Melodie und Rhythmus entsteht aus einem einzigen Akkord eine vielfältige musikalische Komposition. In der durch Reich mitgeprägten Methodik des »Phasing« beginnen zwei oder mehr überlagerte identische Tonspuren oder Phrasen im Einklang und verschieben sich durch gleichmäßiges, aber nicht identisches Tempo so, dass sie nicht länger synchron ablaufen – was einen plötzlichen Widerhall erzeugt. Dieser entstandene Echo-Effekt kann wieder zurück in einen Gleichklang fallen. Erstmalig erprobte Reich diese Technik in seiner »Tape Music« (»Come Out«, 1966 und »It´s Gonna Rain«, 1965) mit geloopter Sprache, übertrug sie sodann auf Akustikinstrumente in live Performances (»Piano Phase«, 1967 und »Drumming«, 1970/71) und später auf seine »Clapping Music« (1972) in der er auf Instrumente oder zusätzliche Techniken gänzlich verzichtete und das Stück für zwei Paar Hände schrieb.

 

 

»Clapping Music« bildet den Start- und Endpunkt des FdjT und legt sich wie eine Klammer um das diesjährige Festivalprogramm. Üblicherweise als Honorierung einer vollendeten Leistung einer Vorführung verwendet, ist der Akt des Klatschens vorgezogen worden: Es wird geklatscht, bevor es überhaupt losgeht.

 

 

Aufführung am 19. September: Frankfurter Schlagwerk (Matthias Lang, Philipp Strüber)Aufführung am 21. September: IEMA Studenten: Clemens Gottschling, Kyung Won Lee, Diego Ramos Rodriguez, Gilles Grimaître, Antonio Marin Jimenez, Aki Kitajima, Chiara Percivati, Tom Poulson, Galdric Subirana, Margarita Timoshin

 

 

Text: Miriam Bettin

 

 

Steve Reich (1936, New York, US)
lebt und arbeitet New York, US

 

 

  • Freitag 19., 19:15

Will Holder

Instruction by Will Holder

 

Sonic Meditation XVI

 

INTRODUCTION I

Sonic Meditations are intended for group work over a long period of time with regular meetings. No special skills are necessary. Any persons who are willing to commit themselves can participate. The ♀Ensemble to whom these meditations are dedicated has found that non-verbal meetings intensify the results of these meditations and help provide an atmosphere, conducive to such activity. With continuous work some of the following becomes  possible with Sonic Meditations: Heightened states of awareness or expanded consciousness, changes in physiology and psychology from known and unknown tensions to relaxations which gradually become permanent. These changes may represent a tuning of mind and body. The group may develop positive energy which can influence others who are less experienced. Members of the Group may achieve greater awareness and sensitivity to each other. Music is a welcome by-product of this activity. 

 

INTRODUCTION II 

Pauline Oliveros has abandoned composition/performance practice as it is usually established today, for Sonic Explorations who wants to participate. She attempts to erase the subject/object or performer/audience relationship by returning to ancient forms which preclude spectators. She is interested in communication among all forms of life, through Sonic Energy. She is especially interested in the healing power of Sonic Energy and its transmission within groups. All societies admit the power of music or sound. Attempts to control what is heard in the community are universal. For instance, music in the church has always been limited to particular forms and styles in accordance with the decrees of the Church Fathers. Music in the courts has been con-
trolled through the tastes of patrons. Today Muzak is used to increase or stimulate consumption in merchandising establishments. Sonic Meditations are an attempt to return the control of sound to the individual alone, and within groups especially for humanitarian purposes; specifically healing. 

Each Sonic Meditation is a special procedure for the following:

, which include everyone

1. Actually making sounds 

2. Actively imagining sounds 

3. Listening to present sounds 

4. Remembering sounds 

Because of the special procedures involved, most of the meditations are available to anyone who wishes to participate regardless, or in spite of musical training. All that is required is a willing commitment to the given conditions. Sound making during the meditations is primarily vocal, sometimes hand clapping or other body sounds, sometimes using sound producing objects and instruments. Some of the meditations involve body movement as well. The term meditation is used simply to mean dwelling with or upon an idea, an object, or lack of object without distraction, or divided attention.

 

Will Holder (1969, Hatfield, UK)
lebt und arbeitet in London, UK

 

 

  • Samstag 20., 18:00